über die Schulter geblickt
Die Quadratur des Kreises – zur Wirtschaftlichkeit von öffentlichen Sportanlagen
Ob in Zeiten von Spardruck, im Vorfeld von Erneuerungen oder im Falle von längst überfälligen Sanierungen von öffentlichen Sportanlagen: Die Forderung nach einer Steigerung der Rentabilität liegt schnell auf dem Tisch.
Quelle: Unsplash
Öffentliche Sportanlagen rentabel zu betreiben ist nicht möglich. Woran liegt das? Zwar gibt es Sportanlagentypen, bei denen es gelingt, die Erstellungskosten zu amortisieren, den Unterhalt aus eigener Kraft sicher zu stellen oder sogar die Betriebskosten zu decken. Aber selbst dann ist dieses Gelingen stets entscheidend von zwei Faktoren abhängig: 1) Der Bereitschaft und Fähigkeit der Nutzergruppen, kostendeckende Mieten oder Nutzungsbeiträge zu zahlen. Und 2) der Zusammenstellung eines Finanzierungsmixes aus à-fonds-perdu-Beiträgen (die nicht abschreibungswirksam werden), zinslosen Darlehen sowie einer hohen Kostendeckung aus den Nutzungs- und Belegungseinnahmen. Dabei gilt es Äpfel mit Äpfel zu vergleichen, indem man den Anlagentyp berücksichtigt. Dazu ein Rechenbeispiel:
Ein Fussballfeld mit 7’000m2 und einem Baurechtzins von CHF 200 verursacht einen Betrag von 1.4 Mio. Hinzukommen noch Abschreibungen und die operativen Betriebskosten von CHF 0.4 Mio. Und die Erträge? Tendenziell bleiben diese aus oder sind eher gering. In der Regel werden dabei Lösungen definiert, die den lokalen Fussballklub nicht in Bedrängnis bringen. Eine Diskussion über die effektiven Kosten findet in den meisten Fällen nicht statt.
Was darf «Public Value» kosten?
Bei einem Hallenbad, das nach Abzug der Einnahmen aus den Eintritten und Schul- und Vereinsbelegungen, in der Regel ein operatives Defizit von zwischen CHF 300’000 und CHF 400’000 und eine Gesamtdefizit im 6-stelligen Bereich über oder mehr aufweist, sieht es ähnlich aus. Nur liegen die Investitionskosten hier bei einem mittleren zweistelligen Millionenbetrag. Dagegen ist ein Kunstrasen unter CHF 2 Mio. realisierbar. Entsprechend schlagen die Abschreibungs- und Finanzierungskosten in der Jahresrechnung durch. Lediglich mit den Einnahmen aus der Nutzung, wenn wir beim Beispiel des Fussballrasens bleiben, kann keine Kostendeckung erreicht werden. Das Defizit im Rasenbereich wird selten in Frage gestellt, das Defizit beim Hallenbad – in der Regel – immer.
Es geht also darum, was als «Public Value» verstanden wird und in welcher Höhe die Akzeptanzgrenze der stimmberechtigten Bevölkerung liegt. Will man diese reduzieren, müssen Zusatzeinnahmen aus weiteren Angeboten (im Hallenbad sind dies beispielsweise Schwimm- und Fitnesskurse, Aufpreise für Warmwasserangebote usw.) generiert werden. Oder es existieren Möglichkeiten für eine Quersubventionen aus anderen Quellen wie z.B. zusätzlichen Mieteinnahmen. Bei einem Fussballfeld ist das schon schwieriger. Die unterschiedlichen Flächenmasse, Linienbemalung schliessen weitere Nutzungen oft aus und schlussendlich ist es immer wieder die Gleichzeitigkeit der Nutzungen, die die grossen Flächen mehrheitlich tagsüber brach liegen lässt.
Auslagerung in eine Aktiengesellschaft
Helfen Auslagerungen aus der Gemeindeverwaltung, Sportanlagen rentabel zu betreiben? Die vielen Aktiengesellschaften, die in der Schweiz als Betreiberinnen von Sportanlagen auftreten, dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, dass viel öffentliches Kapital in den Anlagen und in den wiederkehrenden Betriebsrechnungen steckt. Zudem können geschickte Kombinationen, bekannt als «Public-Private-Partnership» oder «Public-Public-Partnership» die Finanzierungs- und Abschreibungskosten erheblich reduzieren. Die Auslagerungen schaffen Transparenz und hauchen einen unternehmerischen Geist in die Führung ein. Das führt zu einer verbesserten Kostendeckung, nicht aber zu einer eigentlichen rentablen Situation. Die Aktiengesellschaften im öffentlichen Besitz unterstehen aber weiterhin dem öffentlichen Beschaffungsrecht, was die Kostenoptimierung bei Instandsetzungs- und haltungskosten stark einschränkt.
Design to cost – Projekte an die gegebene Tragfähigkeit ausrichten
Die Beispiele zeigen, dass der Umgang mit den Gesamtkosten vor einer Diskussion über die Investitionskosten geführt werden muss. Immer wieder sind verbissene Debatten um Investitionskosten zu beobachten, ohne dass eine ernsthafte Auseinandersetzung mit den Betriebseinnahmen und -kosten stattfindet. Die Hebel für die Optimierung der Einnahmen werden dann schnell mal auf wenige Faktoren reduziert statt ausgereizt. Leider zu selten wird zudem die Rechnung von hinten aufgerollt: welche wiederkehrende Belastung will oder kann sich die öffentliche Hand leisten? Denn so werden klare Zielvorgaben für das Projekt definiert und damit ein Rahmen für die baulich-technische Planung des Vorhabens.
Mit Finanzierungskonzepten und Businessplänen aus unterschiedlichsten Projekten wie Eishallen, Hallenbädern oder Multisporthallen kann BPM Sports auf eine breit abgestützte Erfahrung und eine grosse Sammlung an «Good Practice»-Beispielen zurückgreifen. Denn der Vergleich von Kennzahlen gewinnt immer mehr an Bedeutung.