nachgefragt

Bauen im alpinen Raum

In St. Moritz steht mit der Arealentwicklung Islas der Bau einer Eissporthalle mit Parkierung und angegliederter Wertstoffsammelstelle an. Claudio Schmidt, Dipl. Architekt ETH und Leiter Hochbau von St. Moritz erläutert dazu, welche Herausforderungen beim Bauen in alpiner Umgebung zu beachten sind.

Quelle: Unsplash Chris DeSort

Worin unterscheidet sich das Bauen in den Bergen vom Bauen im Tiefland?
Rein technisch gibt es keine Unterschiede. Planer und Unternehmer aus dem Unterland haben aber oftmals mit abweichenden Rahmenbedingungen zu kämpfen, die sie vor unerwartete Probleme stellen. Konkrete Ursachen sind Schnee, Kälte und Wind.

Inwiefern?
In der Welt des Bauens beeinflussen Kälte, Sonneneinstrahlung und Wind die Leistungsfähigkeit der Arbeiter und Maschinen. Installations- und Betonierarbeiten müssen oft unter erschwerten Bedingungen ausgeführt werden. Das Material und die Menschen auf der Baustelle werden überdurchschnittlich beansprucht. Gefrorene Böden verhindern rationelles Arbeiten und verlängern die Bauzeiten. Wind und Schneeverfrachtungen stellen die Planer, die Unternehmer, die Betreiber und die Nutzer immer wieder vor neue Aufgaben.

Was gilt es in der Planungsphase zu beachten?
Schneeverfrachtungen, die Wechselwirkung von Sonne und Kälte und damit der Eisbildung müssen berücksichtigt werden. Die Ausarbeitung der Details hat sich den Gegebenheiten des Ortes anzupassen. Nicht zuletzt sind Schneehöhen und Schmelzwasser, der Einsatz von Salz und Splitt und damit die Beeinträchtigungen der Gebäudehülle und Zugänge zu berücksichtigen.

Sind bestimmte gesetzliche Vorgaben zu berücksichtigen?
Als Tourismusort kennt St. Moritz eine ausgeprägte Hochsaison mit vielen Gästen über die Wintermonate und im August. Da das Nebeneinander von Erholung für die Gäste und Bauen auf dem engen Gemeindegebiet nicht funktioniert, besteht eine entsprechende Immissionsverordnung mit zeitlichen Einschränkungen für das Bauen während der Hochsaison.

Welche Konsequenzen bringt das mit sich?
Die eingeschränkten Bauzeiten führen zu straffen Terminplänen. Verzögerungen von Lieferungen und Arbeiten können teilweise nicht unmittelbar aufgefangen werden und führen zu grösseren Verschiebungen in der Ausführung mit Auswirkungen auf die Übergabe des Bauwerks an den Besteller.

Das Projekt Arealentwicklung Islas befindet sich in einem Gebiet, welches mit einer Abfalldeponie belastet ist. Welche Herausforderungen bestehen hier?
Die Sanierung bedarf einer geschlossenen Baugrube mit Überwachung des Grundwassers und entsprechender Wasserhaltung. Die Altlastensanierung hat die Immissionsverordnung zu berücksichtigen, muss gleichzeitig aber auch bei möglichst geringem Grundwasserstand ausgeführt werden. Die Triage des zu sanierenden Baugrunds und Abfalls erfolgt vor Ort. Danach werden die sortierten Abfälle auf verschiedene Deponien abtransportiert. Die Sanierungsarbeiten werden auf das Eishallenprojekt abgestimmt, um die Synergien im Bereich Baugrube, Aushub und Bau Untergeschoss nutzen zu können. Die verkürzten Bauzeiten führen zu einer straff abgestimmten Organisation der Baustelle.