über die Schulter geblickt

Kennwerte – aber bitte von Anfang an!

Sportanlagen haben es nicht leicht: Ausgedehnte Nutzungszeiten, lange Lebenszyklen sowie hohe Betriebs- und Instandhaltungskosten sind omnipräsent. Bessere Vorrausetzungen liessen sich allerdings bereits in der Planungs- und Realisierungsphase schaffen – das zeigt ein Blick nach England.

Quelle: University of Portsmouth

Eine grosse Herausforderung öffentlicher Sportanlagen bilden ihre ausgedehnten Nutzungszeiten – tagtäglich während des ganzen Jahres. Dies führt zu einer starken Abnutzung, die nur mit einem hohen Engagement des Betriebspersonals in Form aufwendiger Reinigungs- und Pflegarbeiten ausgeglichen werden kann. Das ist notwendig, dauert ein Lebenszyklus hierzulande nicht selten über 50 Jahre. Zudem werden die Betriebe heute von weiteren externen Faktoren unter Druck gesetzt: Die gestiegenen Strom-, Energie und Kapital- sowie Personalkosten reduzieren die Fähigkeiten des öffentlichen Haushalts, die Instandhaltung aufrecht zu halten. Zudem stehen Sportanlagen in der Priorisierung der Gemeinden oftmals hinter Schulanlagen, Verwaltungsliegenschaften und weiteren Infrastrukturen an. Das führt zu einem «Unterhaltsstau», den wir bei vielen Anlagen beobachten können.

Wiederkehrende finanzielle Tragfähigkeit im Fokus

Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, warum Anlagen bei der Planung und Realisierung nicht viel stärker auf einen finanzierbaren Kostenrahmen ausgerichtet werden. In der öffentlichen Beschaffung, sprich Wettbewerbsverfahren, liegt der Fokus ganz klar auf der Architektur. Betriebs- und Instandhaltungsaspekte werden bei der Jurierung nur marginal miteinbezogen. Eigentlich erstaunlich, belasten sich die Gemeinden mit dem Neu- oder Instandsetzungsbau doch jeweils selber immer wieder auf’s Neue. Besonders der Reinigungsaufwand ist personal- und zeitintensiv und wird in der Planung nur stiefmütterlich behandelt. Entsprechende Vorgabewerte sucht man in Ausschreibungen vergeblich.

Projektentwürfe benötigen Kennwertvorgaben zu Energie, Reinigung/Betrieb und Instandhaltung

Ein ähnliches Muster ist im Umgang mit der Energieeffizienz zu beobachten. Zwar wird in den Wettbewerbsverfahren dank den bestehenden Labels der Energieaspekt systematisch integriert – die Frage ist jedoch, ob dies reicht, um in Zukunft die Betriebs- und Instandhaltungskosten tiefhalten oder sogar reduzieren zu können. Genügt dieser Ansatz? Den Ehrgeiz, den Energieverbrauch wirklich drastisch zu reduzieren, sucht man vergebens. Müsste nicht von Beginn an der C02.-Ausstoss für den Betrieb in Abhängigkeit zu den Strom- und Energieverbrauch konzeptionell zu Beginn der Planung und Bestellformulierung stehen? Wo werden neben den Nutzungsanforderungen mit Raumprogramm, Bezugsschema und Pflichtenheft klare Kennwerte betreffend kWh/Jahr und m2 gefordert, die die Planungsteams fordern? In den meisten Projekten wird der effektive Energiebedarf erst gegen Ende des Projekts erkennbar, geplant nach bestem Wissen und Gewissen der Fachplaner. Eine Umkehr des Arbeitsprozesses könnte aber zu ganz anderen Ergebnissen führen.

Beispiel Portsmouth

Am Kongress des IAKS (Internationale Vereinigung Sport- und Freizeiteinrichtungen) im Oktober 2023 wurde das Ravelin Sports Center in Portsmouth vorgestellt. Ein multifunktionales Sportcenter mit 25m-Becken, Turnhalle, Fitnesscenter und Kletterhalle. Hier gelang es dem Planerteam, den Energiebedarf gegenüber herkömmlichen Anlagen drastisch zu senken, wie die Grafik zeigt:

Quelle Grafik: Max Fordham, Faulckner Browns Architects, Newcastle

Das Projekt in Portsmouth zeigt aber noch weitere spannende Aspekte im Betriebskonzept: Der Aspekt «multifunktional» entspricht dem klaren Trend, Anlagen für unterschiedliche Nutzungen zu realisieren.  So lassen sich Raum und Ressourcen schonen und wertvolle Synergien im Betrieb erzielen, wovon auch Besucherinnen und Besucher profitieren. Ein weiterer Trend liegt in der Ausrichtung von Sportanlagen auf eine breite Nutzung durch verschiedene Bevölkerungsgruppen. Leider ist in der Schweiz von diesen Trends noch nicht viel zu spüren.

Fazit: Ein Umdenken ist notwendig

Projektsubventionen von Bund (NASAK) und Sportfonds berücksichtigen die hier aufgeführten Aspekte nicht. Aber wer kann die Impulse zu einem Umdenken geben? Sportanlagen bereits in der Entwurfsphase nachhaltig aufzusetzen, erfordert ein Umdenken. Die Orientierungsgrössen in der Form von wenigen, aber strategiebestimmenden Kennwerten, sind dafür erfolgsentscheidend. Daher setzt sich BPM Sports konsequent für die Arbeit mit Kenn- und Benchmarkwerten ein – im 2024 werden wir dieses Engagement weiter intensivieren.