nachgefragt

Aus Erfahrung gut

Seit bald 20 Jahren begleitet BPM Sports Gemeinden und Kantone bei der Entwicklung von Sportinfrastrukturen. Im Interview gibt Geschäftsführer Rainer Gilg einen Einblick, wo die speziellen Herausforderungen dieses Geschäftsfelds liegen und wie ihnen zu begegnen ist.

Wie hat sich die Nachfrage nach Sport- und Bewegungsanlagen in den vergangenen zwei Jahrzehnten verändert?

Im Vorfeld eines Projekts braucht es klar definierte Anforderungen bezüglich Nutzung und Betrieb einer Sportanlage. Dieses Bewusstsein ist heute viel ausgeprägter als früher. Der Sinneswandel ist dahingehend, dass heute zu Beginn genau definiert wird, was genau man will und diesen Anspruch dann in eine entsprechende Bestellung (respektive Ausschreibung) überführt. Es gibt aber auch immer noch «Hau-Ruck-Projekte» mit mangelnder Vorabklärung. Da versuchen wir, so früh wie möglich steuernd einzugreifen – denn oftmals ist es auch ein politischer Prozess, der gestaltet werden muss. Hier gilt: Je konkreter die Anforderungen von Nutzung und Betrieb des Projekts formuliert sind, desto besser ist die Tragfähigkeit des politischen Prozesses – bis hin zu allfälligen Volksabstimmungen. Was sich zudem auch verändert hat: Der Betrieb und das entsprechende Management wurden professionalisiert; auch dank Ausbildungen, die besser auf diese Funktionen abgestimmt sind.

Welche Trends im Bereich Sportinfrastruktur sind derzeit in der Schweiz zu beobachten?

Bis anhin hat man sich eher dagegen gewehrt, gemeindeübergreifend zu denken. Das, obwohl es immer weniger verfügbare Flächen für den Sport gibt – bei gleichzeitig steigendem Bedarf aufgrund der wachsenden Bevölkerung. Ein weiterer Trend, der zu beobachten ist, sind Vereine und Verbände, die selbst bauen. Davon zeugen beispielsweise Unihockey-, Handball- oder Volleyballhallen, aber auch spezialisierte Sportanlagen, die über eine private Trägerschaft verfügen.

Die Entwicklung von Strategien für Sportanlagen ist eine Kernkompetenz von BPM Sports. Wie geht ihr dabei vor?

Unser Vorgehen beinhaltet eine rationale Komponente, die aus der Auswertung statistischer Daten und aus Erhebungen oder Interviews zur Erfassung von Bedürfnissen oder Mängeln besteht. Es gibt aber auch noch einen eher emotionalen Aspekt, der das Mitwirken und Mitgestalten betrifft. Hier gilt es mit den involvierten Parteien auf offene Art und Weise einen Prozess zu gestalten. So stellen wir sicher, dass die Tragfähigkeit einer Lösung am Schluss auf vielen Schultern liegt und eine allgemeine Überzeugung vorhanden ist, dass die effektiv beste Lösung gefunden wurde. Wichtig ist aber auch die Vermittlung des Fachwissens von BPM Sports zuhanden von Politikern und Behörden – denn dieses Wissen fehlt meistens aufgrund mangelnder Projekterfahrung. Mit unserem Benchmarking und Good-Practice-Beispielen leisten wir hier wertvolle Hilfe.

Welche besonderen Herausforderungen gilt es bei der Beratung öffentlicher Auftraggeber zu beachten?

Bei Sportanlagen, die von der Öffentlichkeit genutzt werden, ist es praktisch unmöglich, eine einheitliche Meinung zur Nutzung oder zum Betrieb zu erhalten, weil alle eine sehr individuelle Sicht der Dinge vertreten. Hier sind Good-Practice-Ansätze unerlässlich. Damit können wir aufzeigen, was sich an anderen Standorten bewährt hat. Zentral ist auch die Klärung und Planung des effektiven Vorgehens. Diesen Prozess können wir mit unserer Erfahrung optimal moderieren. Es kommt dabei aber immer auch darauf an, auf welche personellen Ressourcen eine Gemeinde zugreifen kann.

BPM Sports begleitet Bauherren durch alle SIA-Phasen – wo liegt typischerweise der grösste Beratungsbedarf in einem Projekt?

Wir unterscheiden drei Phasen. Die beratende Phase beinhaltet die Strategie- und Businessplanentwicklung. Danach folgt die begleitende Phase bei der wir den Betrieb und die Nutzung für den Planer «übersetzen». Das Know-how des jeweiligen Planers im Bereich Sportanlagen kann dabei sehr unterschiedlich ausgeprägt sein. Darum können auch hier Good-Practice-Ansätze eine zentrale Rolle spielen. Die letzte Phase betrifft die Begleitung des laufenden Betriebs. Das kann beispielsweise Managementaufgaben, die Analyse von Optimierungspotentialen oder die Durchführung von Umfragen beinhalten.

Was ist zum Thema Nachhaltigkeit von Sportanlagen zu sagen?

Der wichtigste Aspekt für eine Sportanlage ist das Vorhandensein einer stabilen finanziellen Basis, so dass auch Wartung, Unterhalt und Erneuerungen realisiert werden können. Bezüglich Energieeffizienz wäre es wünschenswert, noch konsequenter nach möglichem Optimierungspotential zu suchen. Ziel sollte es dabei sein, eine höchstmögliche Energieautonomie für eine Anlage zu erzielen.

Gibt es in der Schweiz Regionen oder Kantone, die als Vorreiter für innovative Ansätze bei der Entwicklung und Umsetzung von Sportinfrastruktur gelten?

Auffallend ist, dass in der französischen Schweiz viel mehr im Kollektiv gedacht wird, als das in der Deutschschweiz der Fall ist. Da entsteht sehr schnell eine regionale Dynamik, bei der alle am gleichen Strick ziehen. Bei uns operieren die Gemeinden leider viel isolierter. Das Höchste der Gefühle sind Beteiligungsmodelle.

Woran liegt das?

Wahrscheinlich ist man es sich bei uns in der Deutschschweiz nicht gewohnt übergreifend zusammenzuarbeiten – zumindest im Bereich Sportanlagen. Denn bei Kläranlagen oder Abfallentsorgungslösungen funktioniert das Verbund-Modell ja auch. Bei Sportanlagen sehe ich hier einen klaren Nachholbedarf.

Rainer Gilg

Geschäftsführer