aufgeschnappt

Wie ein offener Kühlschrank

Die 1934 erbaute Kunsteisbahn Margarethen in Basel ist zweifellos in die Jahre gekommen. Cornelia Mattiello-Schwaller, Partnerin bei der phalt Architekten AG, betreut das Objekt seit mehreren Jahren. BPM Sports steuerte ein Nutzungskonzept ohne Eisangebot bei.

Foto: ©phalt

Wie kamt ihr zum Projekt Kunsteisbahn Margarethen?
2014 gewannen wir das Planerwahlverfahren für die Sanierung und Erweiterung der Kunsteisbahn Margarethen. Unser damaliges Bauprojekt kam allerdings zum Erliegen. Die Stadt Basel resp. die Politik war sich bezüglich der Philosophie nicht sicher, ob es eine nach wie vor offene oder geschlossene Anlage braucht.

Was war der konkrete Auftrag?
Das Programm des öffentlichen Eislaufs für die Bevölkerung und die Nutzung für den Hockeysport sollte beibehalten werden. Die dafür notwendige Sanierung mit punktuellen Erweiterungseingriffen sollte auf die kommenden 30 Jahre ausgerichtet werden. Das als «schützenswert» klassifizierte Gebäude sollte dabei den sich zum Teil wandelnden Anforderungen – insbesondere des Sports – immer noch gerecht werden können.

Was ist speziell an dem Gebäude?
Die Kunsteisbahn Margarethen ist ein wichtiger Sportbau des neuen Bauens, der im Spannungsfeld von Gebäude und Infrastrukturbau steht. Zentrum der Anlage ist die grosse horizontale Eisfläche, welche dazumal in den Hang des Margarethenparks gebaut worden ist – was per se ein Widerspruch darstellt. Aufgrund dieser Ausgangslage funktioniert einerseits talseitig das Gebäude als grosse Stützmauer; andererseits bildet der Park hangseitig eine natürliche Arena. Diese Kombination von nüchternem und direktem Beton-Infrastrukturbau in Kombination mit der natürlichen Einbettung machen die Qualitäten und den «Charme» der Anlage aus.

Die Anlage wird auch als «offener Kühlschrank» bezeichnet – wieso?
Die drei Eisfelder der Kunsteisbahn Margarethen sind dem Aussenklima ausgesetzt. Mit steigenden Aussentemperaturen im Winter werden die offenen Eisfelder je länger je mehr zum offenen Kühlschrank. Einzig ein Eisfeld verfügt heute über ein Dach, welches aber lediglich einen Witterungs- und Sonnenschutz bietet.

Ein schützenswertes Objekt, das gleichzeitig modernen Nutzungsanforderungen des Sports genügen muss – ist das kein Wiederspruch?
Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass es im Bereich der Architektur immer Lösungen gibt. Es braucht aber die Bereitschaft aller involvierten Parteien für einen konstruktiven Dialog und auch eine Portion Beweglichkeit und Mut für Veränderungen.

Was ist wichtig bei der Interaktion mit der Denkmalpflege?
Das Wichtigste ist die Kommunikation. Man muss frühzeitig das Gespräch suchen und einen laufenden Austausch pflegen. Zudem gilt es die wichtigsten Probleme zu fixieren, zu verstehen und Lösungen dafür einzubringen. Schützenswerte Bauten bringen schlussendlich nichts, wenn man sie nicht nutzen kann.

Über phalt

Das Architekturbüro phalt wurde 2006 von Frank Schneider, Cornelia Mattiello-Schwaller und Mike Mattiello gegründet. An den Standorten Solothurn und Zürich betreut das 13-köpfige Team Aufgaben in den Bereichen Architektur, Städtebau und Design. Das vielschichtige Wirkungsfeld umfasst den Entwurf sowie das Projektieren und Realisieren von Neu- und Umbauten für Wohnen, Bildung, Verwaltung, Gewerbe, Kultur- und Freizeit. www.phalt.ch

Gruppenbild (v.l.n.r.): Frank Schneider, Cornelia Mattiello Schwaller und Mike Mattiello

 Foto: ©Julien Vonier