aufgeschnappt

Wenn Golfbälle zu weit fliegen

Technologische Entwicklungen machen auch vor dem Golfsport nicht halt. Immer weiter fliegende Bälle, werden dabei zum Problem: Denn die Golfplätze sind immer noch die gleichen wie anno dazumal.

Über 270 Meter: So weit schlagen die Golfprofis ihre Bälle auf der PGA Tour in dieser Saison durchschnittlich ab. Ein Spitzenwert, seit diese Daten 1980 erfasst werden. Den traditionellen Regelhütern des Golfsports – die United States Golf Association (USGA) und der Royal & Ancient Golf Club of St Andrews (R&A) – ist das mittlerweile schlicht zu weit. Darum soll der Golfball per 2026 derart modifiziert werden, dass sich die Flugbahn um ca. 10 Meter verkürzt. Die Regelung soll allerdings nur für den Profibetrieb gelten – Amateure wären von der Anpassung nicht betroffen.

Platzbetreiber in Not
Die wichtigsten Ausrichter – darunter der berühmte Augusta National Golf Club – nutzen für die Turniere seit über 150 Jahren die gleichen, traditionellen Plätze. Das technische Equipment und das Training der Spieler haben sich in dieser Zeit aber markant verändert. Mit dem Resultat, dass die Bälle für manchen Platz schlicht zu weit fliegen. Ihr Anliegen dürfte daher nachvollziehbar sein.

Die Hersteller-Perspektive
Die-Golfball-Industrie sieht das hingegen ganz anders. Entsprechende Hersteller sehen in der Weiterentwicklung des Materials einen Anreiz für Amateure, sich die mit den notabene teureren Bällen nach Profivorbild ebenfalls auf die Jagd nach persönlichen Rekorden zu machen. Darum wehren sie sich kategorisch gegen die regeltechnische Entkoppelung von Profi- und Amateurbereich. Wichtiger Meinungsführer ist hier die Firma Titleist, die weltweit führender Produzent von Golfbällen ist. Ihrer Ansicht nach schadet die Regeltrennung von Profis und Amateuren dem Golfsport langfristig.

Die Meinung der Spieler
Spitzenspieler, die für ihre besonders weiten Abschläge bekannt sind – dazu zählt beispielsweise Bryson DeChambeau – stehen der Änderung unisono ablehnend gegenüber. Der Golfsport solle nicht noch schwieriger gemacht werden, als er bereits ist, so die Meinung. Besonders nicht für Spieler mit einem verhältnismässig kurzen Abschlag.

Rütteln an einem Erfolgsmodell?
Zweifelsohne darf der Golfsport in den vergangenen Jahren eine durchaus prosperierende Entwicklung für sich in Anspruch nehmen. Trotzdem sind die Lager in dieser Frage derart gespalten, dass die Frage einer Einigung noch längst nicht geklärt ist: Hier die Verbände die Golfbälle statt Golfplätze anpassen wollen, da die Ballhersteller, die Profis wie Amateure nach wie vor mit dem gleichen Material ausrüsten möchten. Im Rahmen einer Anhörung durch die entscheidenden Verbände werden diesen Sommer alle involvierten Parteien ihren Standpunkt klar machen können. Der schlussendliche Entscheid wird dann allerdings von der USAG und der R&A in Eigenregie getroffen
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16.05.2023