nachgefragt

Was lange währt, wird endlich gut

Mit der neu eröffneten Schwimmhalle Neufeld erhält die Stadt Bern zum ersten Mal eine 50m-Schwimmhalle. Die Anlage ist das erste Minergie-P-ECO Gebäude seiner Kategorie in der Schweiz. Adelmo Pizzoferrato, Gesamtprojektleiter bei Hochbau Stadt Bern, beantwortet die wichtigsten Fragen.

Stadt Bern bpm sports

Stadt Bern / BPM Sports

Die Schwimmhalle Neufeld wurde Ende September eröffnet. Wie lautet ein erstes Fazit nach der Eröffnung?
Das Feedback seitens der Benutzer ist durchwegs positiv. Die Freude über die Anlage ist gross, im Vordergrund steht die Tatsache endlich über ein 50m-Becken zu verfügen. Aber auch die Infrastruktur, die Architektur und die Wasserqualität werden sehr geschätzt. Natürlich gibt es aber im Kleinen noch Nachbesserungsbedarf, die wir aufgrund der Nutzerfeedbacks laufend anpassen.

«50 Jahre für 50 Meter» lautet eine geflügelte Aussage in Bern. Was steckt dahinter?
Die erste Initiative für eine 50m-Schwimmhalle wurde in den 60er-Jahren an der Urne auf kantonaler Ebene verworfen. 2016 wurde das Sportamt der Stadt Bern mit einer Wasserstrategie beauftragt. In diesem Zusammenhang kam der Wunsch nach einem 50m-Becken wieder auf. Das entsprechende Projekt wurde 2019 – dieses Mal von der Berner Stadtbevölkerung – im Rahmen einer Abstimmung mit über 85% Ja-Stimmen gutgeheissen.

Was war erfolgskritisch bei der Realisierung der Anlage?
Das Gesamtprojekt darf als Sport-Cluster bezeichnet werden, bei dem es zentral war, die Ansprüche der vielen involvierten Parteien unter einen Hut zu bringen. Denn neben der Schwimmhalle umfasst die Anlage auch noch zwei Volleyballfelder, zwei Fussballfelder, 6 Tennisplätze und eine Boulder-Anlage. Erfolgskritisch war darum eine offene und transparente Kommunikation im Projektteam und die Bereitschaft aller Parteien, sich immer wieder anzupassen. Dazu gehörten Hochbau Stadt Bern, das Sportamt, die Architekten, das Planer-Team und die Vertreter der betroffenen Sportarten.

Gab es aus baulicher Sicht spezielle Herausforderungen?
Einzigartig ist die pneumatisch verschiebbare Brücke, die das 50m-Becken bei Bedarf in zwei Hälften teilen kann. Damit können wir den verschiedenen Nutzerbedürfnissen für 50- oder 25m-Bahnen, dem Synchronschwimmen oder dem Wasserball gerecht werden. Die Entwicklung dieser Brücke war sehr spannend und aufgrund ihrer Einzigartigkeit sind wir sehr stolz, dass sie reibungslos funktioniert.

Die Anlage ist das erste Minergie-P-ECO Gebäude seiner Kategorie in der Schweiz. Der Nachhaltigkeitsaspekt scheint eine bedeutende Rolle gespielt zu haben.
Obwohl es sich um ein Wellendach handelt, haben wir es vollständig mit Photovoltaik-Anlagen bestückt. Die Aufbereitung des Badwassers erfolgt mit Hilfe von Fernwärme. Dem nicht mehr nutzbaren Badwasser wird zudem die Wärme und das Chlor entzogen und dann für die Reinigung des Hallenbads oder für die Bewässerung der weiteren Sportanlagen eingesetzt. Erwähnenswert ist auch die Tatsache, dass die grossen Becken mit Chromstahl anstelle von Plättli ausgekleidet wurden. Das ist aus Sicht von Unterhalt und Betrieb sehr wirtschaftlich, da es eine sehr langlebige Lösung ist. Wir dürfen also für das Projekt beanspruchen, dass wir sämtliche Optionen, die aus nachhaltiger und ökonomischer Sicht Sinn machen, realisiert haben.

Zur Person

Adelmo Pizzoferrato (62), ist gelernter Hochbauzeichner und absolvierte neben der Fachschule Burgdorf eine ETH-Weiterbildung. Seit 2010 ist er bei Hochbau Stadt Bern angestellt. Adelmo ist verheiratet und lebt mit seiner Familie in Bern.

Quelle: Adelmo Pizzoferrato