aufgeschnappt

Ein VAR für’s Sägemehl?

Das nächste Eidgenössische Schwing- und Älplerfest wird 2025 in Mollis im Kanton Glarus stattfinden. Wird die Diskussion um einen Video Assistant Referee im Schwingsport bis dann entschieden sein? Pro’s und Kontras halten sich bis dato die Waage.

Bei allen Sportentscheidungen wo es eng wird, um Bruchteile von Sekunden geht oder Millimeter entscheiden, scheint der technologische Fortschritt in Form des VAR auf dem Vormarsch zu sein. Was im Fussball – zumindest in den obersten Ligen und Wettwerben – zum notabene immer noch intensiv diskutierten Standard geworden ist, wird nun auch im Schwingsport thematisiert. Denn auch hier entlarven TV-Bilder in Super-Zeitlupe je länger je mehr Fehlentscheide, die das menschliche Auge der traditionellen Kampfrichter beim besten Wille nicht erfassen können. Jüngste Beispiele waren der Schlussgang von Joel Strebel und Nick Alpiger am Baselstädtischen Schwingtag oder der dritte Gang am Mittelländischen zwischen Matthias Aeschbacher und Fabian Staudenmann. Höchste Zeit, die Argumente von Befürwortern und Gegnern eines VAR einander gegenüber zu stellen.

Das meinen die Befürworter

Alleine die Fülle an Fehlentscheiden spricht für eine Einführung. Eine Investition ins Fairplay wäre darum durchaus angebracht, zumal es unterdessen auch um nicht unerhebliche Beträge in Millionenhöhe geht. Eine Einführung wäre einfach, denn alle grossen Schwingfeste werden gefilmt. Zumindest eine VAR-Testphase wäre angesagt, dafür gibt es auch prominente Stimmen unter den „Bösen“ selbst. Zudem kann es nicht im Sinn der Sache liegen, wenn der Zuschauer am Bildschirm jede umstrittene Szene in Super-Zeitlupe aus verschiedenen Kameraperspektiven anschauen kann, der Kampfrichter aber ohne diese Möglichkeit in Sekundenschnelle eine Entscheidung treffen muss. So lastet denn auch ein immenser Druck auf den Kampfrichtern – da kann man in dieser Rolle eigentlich nur verlieren.

Das sagen die Gegner

Ein VAR im Schwingsport würde der Emotionalität und der Tradition unseres Nationalsports den Todesstoss versetzten. Ein Aufschieben der Entscheidung, die eine Videoüberprüfung mit sich bringt, ist nicht akzeptabel. Das beweist das Fanverhalten im Fussballstadion, wenn minutenlang nicht klar ist, ob ein Entscheid für oder gegen die Heimmannschaft gefällt wird. Zudem gleichen sich Fehlentscheide über die Zeit aus. Der einzelne Sportler wird manchmal bevorteilt und manchmal benachteiligt. Erstaunlicherweise sind ja nicht die Schwinger die Kritiker von Entscheiden, sondern das anwesende Publikum. Und anstelle einer Investition in den VAR ist es viel besser, die Ausbildung der Kampfrichter zu verbessern.

Und was meinen die Zuschauer?

Auch der Schlussgang des letzten Eidgenössischen in Pratteln wurde im Nachhinein intensiv diskutiert. SRF Sport entschied sich danach für die Durchführung einer Zuschauerumfrage, an der mehr als 27’000 Personen teilnahmen. Resultat: Über 70% stimmten gegen die Einführung eines VAR im Schwingsport. Eine klare Mehrheit möchte die Entscheidungsfindung in unserem traditionellen Nationalsport also so belassen wie sie ist. Man darf gespannt sein, wie sich das bei den Entscheidungsträgern verhalten wird.

05.07.2023