Auch im Sport brauchen wir ein Umdenken
Zugegeben, wir machen es doch irgendwie fast alle: wir lesen in der Zeitung über die Klimapolitik und was sich alles ändern soll, schlagen die Zeitung zu und fahren mit dem Auto in’s Training. Es geht mir in diesem Beitrag aber nicht darum, missionarisch uns eine neues Verhalten aufzudoktrinieren. Eher geht es darum, unsere Muster in Frage zu stellen.
Müssen unsere Events zu logistischen Meisterleistungsprojekte verkommen?
Unser Zuschauer- oder Teilnehmerevents im Sport sind darauf ausgerichtet, dass alles vor Ort zur Verfügung gestellt wird. Dem Läufer an einem Volkslauf wird ein Sack mit Gagdets der Sponsoren abgegeben, erhält ergänzend noch ein T-Shirt als Erinnerung und auf dem Lauf kann er sich sprichwörtlich laufend verpflegen. Ja klar, alles wir der Leistungsoptimierung untergeordnet. Gewicht wird wo immer möglich reduziert (ausser bei sich selber), die Ausrüstung ist state of the art und die Ernährung und das Training ist auf eine optimale Leistung ausgerichtet. Und warum hier nicht die Richtung ändern? Warum trägt der Sportler seine Verpflegung und Getränke nicht selber mit? Warum kann er nicht die Navigation selber übernehmen? Auf der Strecke gibt es keine Verpflegung mehr. Tausende an Kartonbecher und Helferstunden sind nicht notwendig. Muss die Strecke absgesperrt und signalisiert werden? Geht nicht? Die Speerwerfer erfuhren schon zweimal eine Verschlechterung ihrer Leistungsmöglichkeiten, in dem das Gewicht im Speer verlagert wurde, damit dieser nicht einen Zuschauer auf der Gegenseite aufspiesst. Auch die Schwimmer mussten auf die schnellen Anzüge wieder verzichten und gleiten wieder mit ihrer Haut durchs Wasser. Also warum nehmen wir zu Gunsten der Natur auch im Massensport eine Verschlechtung unsere Leistung in Kauf und schonen Ressourcen? Unser Vorteil: wir sind ehrgezig und durch die eigenen Körper angetrieben. Also packen wir uns neue Herausforderungen drauf und gehen so an den Start.
Das Bikepacking als ein mögliches Vorbild
Der tuscaniy-trail (siehe z. Bsps. https://bikepacking-adventures.com/tuscany-trail-erfahrung/) ist zum Beispiel eine – zugegeben vielleicht extreme – Variante dieser Eventart. Der Biker nimmt alles inkl. selber auf sich. Der Eventveranstalter setzt nur Eckpunkte und nimmt nur die in Klassement auf, die es in einer gewissen Zeit schaffen.
Eine neue Demut vor unseren Heldenwahn täte uns gut.
27. Oktober 2019 / Rainer Gilg