über die Schulter geblickt

Lang lebe eine Sportanlage!

Der Aspekt «Langlebigkeit» sollte insbesondere bei einer Sanierung oder Neuausrichtung von Bestandesbauten im Zentrum der Überlegungen stehen.

Quelle: www.bern.ch

Sportanlagen wachsen über Generationen von Sportler:innen zu Ikonen heran. Das weckt einiges an Emotionen. Für viele aktive Sportler:innen entwickeln sich «ihre» Anlagen – seien es Eisfreianlagen und -hallen, Hallenbäder oder Stadien –  faktisch zu einem zweiten Wohnzimmer, zumindest für einen bestimmten Lebensabschnitt. Diese Wahrnehmung wird bei den meist öffentlichen Bauten durch den langen Lifecycle noch verstärkt. Besonders wenn die finanziellen Mittel für eine überfällige Sanierung fehlen, wird das Problem sichtbar.

Aus dem integralen Blickwinkel der Nachhaltigkeit gewinnt das Thema Langlebigkeit stark an Bedeutung. Der komplette Abriss und Neubau einer Sportanlage wird nicht nur aus Nachhaltigkeitsüberlegungen je länger, je weniger verfolgt. Das Vorhaben St. Margrethen in Basel (siehe «nachgefragt») zeigt, dass eine Erneuerung und Neuausrichtung komplexe Herausforderungen mit sich bringen.

In urbanen Gebieten, wo Standortflächen zur Rarität werden, spielt das Thema «Sport» eine immer bedeutendere Rolle. Die bestehenden Anlagen müssen nicht nur erhalten werden, sondern auch eine breitere Palette an Sport- und Bewegungsangeboten bieten. Und das für unterschiedlichste Nutzergruppen. Das Kriterium «Langlebigkeit» der Sportanlagen wird also umso bedeutender, je modularer und vielschichtiger die Anlagen über die Zeitgenutzt werden können.

Den betrieblichen Aufwand mitberücksichtigen

Neue Nutzungsbedürfnisse, der Mehrbedarf an Kapazitäten und die energetischen Vorgaben können zu einer grossen Kostensteigerung des Investitionsbudgets führen. Das zeigt sich beispielsweise in Bern. Hier wurde der Vergleich im Rahmen der Gesamtsanierung der Anlage Weyermannshaus durchgeführt. Der Ersatz des Hallenbades inklusive eines Neubaus der Eishalle führte als Neubau wie als Sanierung finanziell betrachtet zum gleichen Ergebnis. Der von BPM Sports durchgeführte Vergleich der verschiedenen Nutzungs- und Betriebskonzepte zeigte aber schnell auf, dass aus Sicht Nutzung und Betrieb eine Sanierung zu erheblichen Nachteilen geführt hätte. Nicht nur, dass der personelle Betriebsaufwand weniger effektiv verbessert worden wäre – auch die einzelnen logistischen Prozesse in der Anlage für Betreiber und Nutzende hätten sich kaum verbessert oder gar verschlechtert.

Der alleinige Fokus auf den Investitionsaufwand inkl. den Anlagenkosten und der CO2-Bindungdarf darf aber nicht dazu führen, dass damit der operative Betrieb einen Mehraufwand über den kommenden ganzen Lifecycle tragen und kompensieren muss.

Einfache, robuste Anlagen sind nachhaltiger

Vermutlich ist es anspruchsvoller, einen robusten, einfachen Bau für mehrere Generationen zu konstruieren als eine gemäss dem aktuellen Zeitgeist schicke Sportanlage. In der Langzeitbetrachtung einer Anlage geht es darum, die operativen Kosten für Energie und Personal so tief wie möglich zu halten und gleichzeitig die CO2-Bindung über den ganzen Lifecycle eines Baus zu reduzieren. Um nicht alle 40 oder 60 Jahre eine Komplettsanierung durführen zu müssen, ist eine Langzeitbetrachtung der Konstruktion, Materialwahl und Betriebsabläufe unerlässlich.