nachgefragt bei David Solèr
Seine berühmte Holzkonstruktion machte das Eisstadion Davos zu einer der schönsten Sportstätten Europas. Nach dem Umbau darf sich die Anlage – mindestens für die Betreiber – als das schönste Eisstadion der Welt bezeichnen. Doch wie schaut es mit den betrieblichen Anforderungen aus? Ein Interview mit David Solèr, Leiter Eis- und Sommersportanlagen der Gemeinde Davos.
Die Sanierung des Eisstadions Davos wurde im vergangenen Jahr abgeschlossen. Welche baulichen und betrieblichen Anpassungen wurden vorgenommen?
Handlungsbedarf haben drei Bereiche generiert: Eine von Gesetzes wegen notwendige Anpassung der Fluchtweg-Situation, ein nicht mehr zeitgemässer Garderobenbetrieb während des Spengler Cups und ein anpassungsbedürftiges Catering. Im Rahmen des Umbaus wurden drei der vier Tribünen komplett neu gebaut. Gleichzeitig entstand rund um die Halle ein «Flucht-Ring», der natürlich auch zum Befüllen des Stadions genutzt wird. So wurde die Anzahl Fluchtwege erhöht und die einzelnen Fluchtwege verbreitert. Dazu gehören auch die vier neuen Flucht-Treppenhäuser in jeder Ecke des Stadions. Zentral ist aber sicher der Ring, der nicht nur den Zugang zu sämtlichen Zuschauer-Sektoren ermöglicht, sondern auch gleichzeitig Standort der verschiedenen Catering-Stände ist. Somit steht jedem Besucher das gesamte Catering-Angebot des Eisstadions zur Verfügung, was vorher nicht der Fall war.
Auch im Bereich der Garderoben wurden Anpassungen vorgenommen. Welche Verbesserungen standen hier im Fokus?
Im Rahmen des Spengler-Cups belegen inklusive dem HC Davos sechs Mannschaften während einer Woche die Garderobe. Das braucht entsprechend viel Platz. Daher wurden die Garderoben so konzipiert, dass gleichzeitig ein ideales Layout für die Ansprüche des Spengler-Cups wie auch für den Meisterschaftsbetrieb gewährleistet werden kann.
Wurden im Rahmen der Sanierung auch Arbeiten vorgenommen, die eine Senkung der Betriebskosten mit sich bringen?
Im Rahmen der Sanierung wurde auch die Gebäudetechnik auf dem neusten Stand gebracht und die gesamte Beleuchtung im Eisstadion auf LED umgestellt. Das bringt eine Einsparung in der Höhe von 100’000 kWh pro Jahr mit sich, was fast 10% unseres jährlichen Energiebedarfs entspricht. Zudem kommuniziert die PV-Anlage mit den Eistemperaturen im Eisstadion und der Trainingshalle.
Das Eisstadion Davos generiert auch Strom in Eigenregie. Wie hoch ist der Output?
Mit Hilfe von Solar Panels, die sich auf dem Dach der Trainingshalle gleich neben der Eishalle befinden, erzielen wir jährlich eine Leistung von 300’000 kWh. Dabei wir die Energie direkt in das Eisstadion geleitet. Hier befindet sich eine zentrale Zählstelle für das Eisstadion, die Trainingshalle und den Wärmeverbund – unsere Abwärme leiten wir bei Bedarf an das nahe gelegene Hallenbad weiter.
Im kommenden Winter ist aufgrund der aktuellen politischen Lage mit einer Verknappung der Energie zu rechnen. Gerade Sportanlagen werden in diesem Zusammenhang immer wieder erwähnt. Inwieweit sind sie darauf vorbereitet?
Unsere Befürchtung ist natürlich ein allgemeiner Shut-down für einen gewissen Zeitraum. Es ist unmöglich, einem Eisfeld drei Wochen lang die Energie zu entziehen und danach den Betrieb wieder hochzufahren ohne die Eisfläche komplett neu zu erstellen. Ein mögliches Szenario wäre es, den relativ energieintensiven Eisunterhalt auf ein absolutes Minimum herunterzufahren. Für einen derartigen Betriebsmodus benötigt es aber immer noch ein gewisses Mass an Energie. Gänzlich ohne Strom funktioniert eine Kühlung beim besten Willen nicht.
Das Eisstadion Davos auf einen Blick
Eigentümer: Gemeinde Davos
Eröffnung (mit Überdachung): 1979
Zuschauerkapazität: max. 6’585
Sportarten: Eishockey, Eiskunstlauf, Short Track
Veranstaltungen: Eishockey-Meisterschaft, Spengler-Cup, Art on Ice
Letzte Sanierung: 2018-2021
Investitionsvolumen der Sanierung: CHF 25.5 Mio.
Betriebskosten 2021 (Aufwand gem. Jahresrechnung inkl. Abschreibungen): CHF 2.7 Mio.
Personalbestand 2021: 6.5 Vollzeitstellen
Energieverbrauch 2021: 1.2 Mio. kWh
David Solèr
Der gelernte Elektromonteur «rutschte» zuerst als Eismeister in das Eisstadion Davos. Nach diversen Weiterbildungen im Bereich Personalmanagement und des CAS EHSM Sportanlagen in Magglingen übt er seit 2013 die Position als Leiter Eis- und Sommersportanlagen aus.