House of Switzerland – Tokyo 2020

Philipp, Viele Schweizer kennen das House of Switzerland aus den Medien. Aber was ist eigentlich der Zweck und das Ziel des House of Switzerland?

Philipp: Das House of Switzerland gehört zur Organisationseinheit „Präsenz Schweiz“ des Eidgenössischen Departements für auswärtige Angelegenheiten (EDA) und hat als oberstes Ziel das Nation Branding, Public Diplomacy und im Allgemeinen die Bekanntheit sowie das Image der Schweiz im Ausland positiv zu beeinflussen. Das House of Switzerland ist eines der Tools das von Präsenz Schweiz genutzt wird, um dies umzusetzen. Zudem ist das House of Switzerland ein Public-Private-Partnership Projekt. Das heisst, dass 2/3 Drittel des Budgets durch den Bund und 1/3 durch Sponsoren finanziert wird.

Was sind die grössten Herausforderungen als Projektleiter des House of Switzerland?

Philipp: Klar sind dies die sprachlichen Barrieren, aber diese können wir personell relativ gut überbrücken. Die Kultur ist manchmal eine andere Herausforderung, weil sie beeinflusst direkt die Arbeitsweise der Personen vor Ort und da läuft nicht immer alles so wie man es sich erhofft und gewöhnt ist. Zum Beispiel in Rio, wenn ich zurückdenke, da wurden im Vorfeld nicht X Szenarien durchgespielt, sondern wurde gerne mal unter Zeitdruck improvisiert. Die waren aber sehr gut im Improvisieren und geklappt hat am Schluss dann immer alles bestens. Man muss als Person einfach offen und flexibel sein.

Wie unterscheiden sich die Vertragsverhandlungen in den Ländern?

Philipp: In Brasilien hatte man nicht immer Freude daran, dass wir für jedes Geschäft einen schriftlichen Vertrag haben wollen.

Die Koreaner hingegen schlossen gerne Verträge ab und «besiegelten» diesen oft mit einem Glas «Soju» (Koreanische Spirituose). In Japan hingegen überlegt man sich noch mehr als üblich, was im Vertrag stehen soll, da es danach eben relativ wenig bis keine Flexibilität gibt. Die Vertragsprozesse dauern hier oft auch etwas länger als in anderen Ländern.

In Japan ist es zum Beispiel auch wichtig, immer genügend Visitenkarten dabeizuhaben. Auch sollte man wissen, wie man die Visitenkarten austauscht. Die Visitenkarten werden natürlich mit zwei Händen übergeben und eben auch entgegengenommen. Das Entgegennehmen und Übergeben kann also nicht zeitgleich erfolgen und wenn man das nicht weiss, kann man schnell mal in den Stress kommen, Bei mir kam es am Anfang mal vor, dass ich die Regeln in der Hitze des Gefechtes vergass und die Visitenkarte einfach über den Tisch schob. Das ist ein absolutes No-Go!

Gibt es eine einzelne emotionale oder lustige Momente, die dir besonders in Erinnerung geblieben sind?

Philipp: Ja, da gibt es viele. Sehr speziell ist für mich immer, wenn ein Walliser Sportler oder Sportlerin eine Medaille holt. Was auch schon ein paar Mal vorkam. Natürlich kommt es auch vor, dass ein Athlet nach dem Erfolg im House of Switzerland ausgelassen seine bzw. ihre Medaille feiert und dabei kommt es immer wieder zu emotionalen und speziellen Momentan.

Welche Ziele und Zielgruppe stehen im Fokus von Tokyo 2020?

Philipp: Wir wollen im House of Switzerland Gäste aus der ganzen Welt willkommen heissen. Unsere Strategien sind zwar auf ein nicht schweizerisches Publikum ausgerichtet, jedoch auch Besucher aus der Heimat immer herzlich willkommen sind. In Japan wollen wir die Schweiz als innovatives, dynamisches und facettenreiches Land positionieren. Als Stossrichtungen haben wir die Bereiche «Kunst & Design», «Gastronomie & Tourismus» und «Bildung & Innovation» definiert. Speziell werden wir uns auf das Japanische Publikum im Alter von 20 bis 45 Jahren fokussieren, weil die Schweiz bei diesen Leuten weniger bekannt ist.

Was weiss man im Ausland über die Schweiz? Für was ist die Schweiz bekannt?

Philipp: Natürlich ist die Schweiz für viele ihrer Klischees wie Schokolade, Käse, Uhren, etc. bekannt. Auch die hohe Lebensqualität und die politische Stabilität wird oft erwähnt. Häufig wird man auch mit Schweden verwechselt. In Brasilien wusste man relativ wenig über die Schweiz. Hingegen in Japan ist die Schweiz für Sachen bekannt, wo sie ansonsten in der Welt nicht in Verbindung gebracht wird. Als innovatives Land und bekannt für Schweizer Design und Architektur. Allgemein kann aber gesagt werden, dass die Schweiz international ein gutes bis sehr gutes und relativ stabiles Image hat.

Was kann man bereits über den Standort des House of Switzerland 2020 in Tokyo sagen?

Philipp: Unser House of Switzerland wird im Stadtbezirk Shibuya an der Cat Street sein, südwestlich des Zentrums von Tokio. Es ist ein Standort, der ohne die Spiele bereits einen hohen Besucherfluss hat. Der bebaubare Platz im Stadtzentrum von Tokio ist zudem ziemlich beschränkt und es ist aus finanzieller Sicht nicht attraktiv dort selber etwas zu bauen. Daher haben wir uns entschieden, dass wir eine bestehende Eventlocation nutzen werden.

Was werden die Herausforderungen in Tokyo im Hinblick auf den Standort und Kultur sein?

Philipp: Die Herausforderung wird sein, dass man in einem sehr angesagten, belebten und design-affinen Viertel wie Shibuya aus der Masse herausstechen kann und genügend interessant ist. Shibuya ist sehr schnelllebig und mit einem durchschnittlichen Konzept ist man zu wenig attraktiv, um das Interesse auf sich zu ziehen. Hinsichtlich der Kultur wird es auch nochmals ganz anders sein als in den vergangenen Projekten. Ich würde behaupten, dass die Japaner fast noch organisierter als die Schweizer sind. Es ist alles weit vorausgeplant und es gibt wenig Platz für Flexibilität. Sehr starre Prozesse sind im Eventumfeld nicht immer von Vorteil. In Tokyo habe ich auch gelernt, dass man die Fragen für eine Sitzung teilweise Wochen im Voraus mitteilen muss. Zusätzliche Fragen werden zwar akzeptiert aber nicht direkt beantwortet, da diese nicht auf dem Fragekatalog waren.

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