gut zu wissen
Simone Merkli
Über Corona, technisches Unvermögen und Solidarität
Die Geschäfte sind wieder offen, die Restaurants auch, und bald – so scheint es – dürfen wir unsere geliebten Reisen wieder antreten. Auch die Freizeitangebote und darin eingeschlossen die unzähligen Yoga-Studios öffnen wieder ihre Türen und rollen die Matten aus – schön mit Abstand und penibel auf den Markierungen. Das Leben nimmt Fahrt auf, die Normalität kehrt zurück und doch ist für den Moment noch vieles anders. Meine Firma Simi’s by Simone Merkli bietet einige Yogastunden in privatem Rahmen wieder an – die öffentlichen Angebote finden nach wie vor online und auf Anmeldung statt. Simi’s steht neben einem aktiven, positiven Lifestyle mit vielfältigem Sportengagement, Tanz- und Yogaangeboten auch für Aktiv-Reisen und Yoga-Retreats im In- und Ausland. Wann diese wieder stattfinden können, ist noch nicht absehbar.
Mit dem Lockdown stand meine Firma vor einer grossen Herausforderung und stellte schnellstmöglich auf ein online verfügbares Angebot um. Ich richtete einen privaten YouTube Kanal ein mit dem Ziel, den Nutzerinnen und Nutzern wöchentlich in kürzeren und längeren Videosequenzen Simi’s Yoga in’s Wohnzimmer zu bringen – für das Wohlbefinden, die Fitness und eine kurze Auszeit von allem. Der Kanal bietet Stunden verschiedener Levels an, die zwischen 20 und 60 Minuten dauern. Die Themen reichen vom Morgenflow zur Aktivierung des Körpers über eine Stunde für Ballsportler hin zu einer schweisstreibenden Stabilisations-Session für diejenigen, die auch die kleinsten Müskelchen im Körper spüren möchten. Das Ganze basiert auf Spendenbasis.
Ich erhielt zahlreichen Anmeldungen und viele erwähnten, dass sie gemäss dem Motto „Support your Locals“ gerne mich und meine Firma unterstützen und nicht auf eine der zahlreichen kostenlosen Apps zurückgreifen möchten. Da es mich als Teilselbstständige zumindest am Anfang nicht ganz so hart wie andere traf und ich auch Menschen in anderen Regionen der Welt ein wenig Unterstützung zukommen lassen wollte, spendete ich in den ersten Wochen einen Teil der Einnahmen an Ärzte ohne Grenzen. Somit konnten die Teilnehmenden nicht nur in einer besonderen Form gemeinsam die Yoga/Asana Praxis erleben, sondern neben dem lokalen Support auch Menschen unterstützen, die (medizinische) Hilfe dringend benötigen. Der Zuspruch und die Solidarität waren von Anfang an gross – der Aufbau des Angebots dann aber alles andere als reibungslos.
Probleme mit der Film-Datei, die bei 60 Minuten Aufnahme ziemlich gross wird und gerne mal abbricht, wenn der Computer nicht genügend Speicherplatz hat. Damit zusammenhängend ein Power Flow, der ganz schön anstrengend ist, wenn er mehrmals gemacht werden muss. Gratisschnittprogramme, die an den Anschlag kommen oder ein Ton, der nur mit einem Mikrophon wirklich gut wird. Die Videoproduktion strapazierte meine Geduld (vor allem mit mir selber) bis an den Anschlag und lehrte mich gleichzeitig sehr vieles. Schliesslich wurde ich über die letzten Wochen sowohl in der Aufnahme als auch in der Bearbeitung immer schneller und überlege mir nun, neu auch ein „Online-Video-Abo“ fix in mein Angebot einzubauen.
Das Fazit meiner Corona-Zeit ist also durchaus eher positiv. Ich genoss es, dass der Radius des Lebens eine Weile verkleinert wurde und ich das Leben von Tag zu Tag nehmen musste. Die Entschleunigung des Alltags ermöglichte mir ein Innehalten, um mich zu fragen, was ich wirklich will. Und sie liess mich mein Angebot von Simi’s überdenken, ermöglichte es mir, neue Dinge auszuprobieren und lehrte mich technisches Know-How, dass ich mir andernfalls wahrscheinlich nicht heute und morgen angeeignet hätte. Und auch wenn die Form des Angebots sich ein wenig verändert hat, steht für mich fest:
Ich möchte anderen Menschen die Bewegung nahebringen, ihnen tolle Reisen an stilvolle Orte ermöglichen und in der Gemeinschaft einen positiven, aktiven Lebensstil eben.
Zumindest ein Teil davon lässt sich auch mit Online-Angeboten umsetzen. Für alles andere hoffe ich sehr, dass das Reisen bald wieder möglich ist und wir Sand zwischen unseren Zehen, ausgezeichnetes Essen im Gaumen und Sonnenschein im Gesicht während Simis Yoga-Retreats geniessen dürfen.
27. Mai 2020
Simone Merkli
Simone Merkli ist ehemalige Spitzensportlerin und Tänzerin. Im Anschluss an ihre aktive Tanzkarriere absolvierte sie einen Bachelor in Sport- und Medienwissenschaften an der Universität Basel sowie einen Master in Sportmanagement an der Universität Bayreuth. Im Jahr 2016 machte sie eine Yogalehrerausbildung in Bali und im Jahr darauf eine in Basel. Heute ist sie zu 70% als Geschäftsführerin der Ballettschule Theater Basel tätig und zu 30% führt sie ihre eigene Firma « Simi’s by Simone Merkli ».