Oliver Schmocker
Oliver, kann man in der Schweiz finanziell vom Unihockey leben?
Oliver: Nein. Als Student ist es eine gute Nebeneinkunft und man kann das Studium überleben, aber später muss man trotzdem arbeiten, sicher 60-80%. Dieses etwas geringere Arbeitspensum erlaubt einem etwas mehr Regenerationszeit, ganz auf die Arbeit verzichten liegt allerdings nicht drin. Auch die Ausländer, welche in der Schweiz spielen und am besten bezahlt werden, gehen locker noch 50% arbeiten.
Welche Unterstützung bietet Swiss Unihockey seinen Mitgliedern?
Oliver: Der Verband hat ein gutes Netzwerk in Richtung J&S, wo die Vereine auch profitieren. Zudem gibt es Nachwuchslabels, welche Anreize geben, vermehrt auf Junioren zu setzen und nicht kreuz und quer ein Team zusammenzukaufen. Im Unihockey kann man auch heute sagen, dass wirklich noch Köniz gegen Zürich spielt, wenn Köniz gegen Zürich spielt. Vermehrt werden auch neue Hallen gebaut, welche mit über 1000 Plätzen Eventcharakter erhalten und somit auch mehr Zuschauer anziehen und mehr Geld einbringen.
Wie sieht es mit den Zuschauerzahlen in der NLA aus?
Oliver: Wir haben einen Schnitt von 700-800 Zuschauer pro Spiel und liegen etwas über dem Durchschnitt, weil andere Vereine noch kleinere Hallen haben. Mittlerweile stagnieren aber die Zuschauerzahlen ein bisschen, weil einige Samstagsspiele auf SRF übertragen werden. Das ist aber der Schritt in die richtige Richtung, denn so kann auch die breite Masse die Playoff Spiele zu Hause verfolgen. Mit dieser zusätzlichen Verbreitung gelingt es vielleicht, mehr Leute für unseren Sport zu begeistern und die Zuschauerzahlen im Stadion wieder zu steigern. Im Superfinale hat es Platz für 8000 Zuschauer, das ist nochmals eine andere Klasse als ein Playoff Spiel.
Wie ist das Niveau in der Schweiz im Vergleich zu den anderen bekannten Nationen?
Oliver: Schweden hat sicher die Top-Liga, rein von der Spitze und auch von der Breite her. Die Schweiz kommt nach Finnland etwa auf Rang 3. Uns fehlt gegen hinten noch die Breite. Unsere Topvereine wie Wiler, GC und Köniz könnten aber durchaus auch in Schweden in der obersten Liga mitspielen. Danach kommt Tschechien, die haben ein sehr grosses Gefälle, aber eine riesen Sportbegeisterung und dadurch auch gute finanzielle Möglichkeiten.
Wie sieht es mit Unihockey spezifischer Infrastruktur in der Schweiz aus?
Oliver: Es sind eigentlich alles Gemeindehallen, in welche sich die Vereine einmieten. Eigene Hallen sind in der Schweiz kaum vorhanden, im Gegensatz zu Schweden. In Schweden sind somit Trainings auch morgens oder nachmittags möglich. Während des Tages sind bei uns die Hallen für die Schulen reserviert, und am Abend haben wir genau unsere Hallenzeiten, nach denen wir uns richten müssen, damit wir neben den anderen Vereinen vorbeikommen.