Der Businessclub vom 10.06.2020: Eventmanagement während Corona-Zeiten

Im Businessclub zu Gast: Patrick Sommer, Beat Wenger und Corsin Caluori

Am 10. Juni war Rainer Gilg als Moderator im Online-Event mit Patrick Sommer, Beat Wenger und Corsin Caluori im Businessclub im Gespräch.

Ehrenamtliche Helfer am ESAF

Patrick Sommer ist in der Geschäftsleitung und als Projektleiter in der Organisation des Eidgenössischen Schwingfests tätig. Für Ihn ist der wichtigste Faktor bei der Planung des Events die Ehrenamtlichkeit. Ca. 85% der Helfer arbeiten ehrenamtlich. Die Problematik dabei: Chefs und Verantwortliche finden, welche bereit sind, freiwillig über 2000 Stunden zu arbeiten. Dabei ist es immer eine Gratwanderung zwischen dem «Profi» der vorwärts machen will und Ehrenämter. Mit einem weinenden und einem lachenden Auge meint er: «Wenn es dann schönes Wetter war, ist der Helfer halt wandern gegangen, anstatt sich mit dem Prozess zu beschäftigen.» Für einen reibungslosen Ablauf sind deshalb «Peoplemanagement», Motivation sowie das Besetzen der Schlüsselfunktionen entscheidend. Für Sommer ist klar: «Das Schwingfest lebt von der Ehrenamtlichkeit, selbst wenn die Vorbereitungszeit von 5 auf 2.5 Jahre reduziert werden könnte.»

Krisenmanagement

Corsin Caluori ist der OK-Präsident des Zürcher Silvesterlaufs. Davor war er Geschäftsführer der ivents.ch AG, welche Veranstalter des Gigathlon Switzerland und des Fisherman’s Friend StrongmanRun war und die Organisation des Wings for Life World Run und des Red Bull Alpitude übernommen hat.

Für Krisensituationen hat Caluori stets für verschiedene Fälle Szenarien geplant. «Das Vorgehen ist vorbereitet, das «Papier» ist bereit, man kann die Krise der Liste nach bewältigen.» Auch Sommer meint, dass ein Plan B immer dazu gehört. Jedoch kann man nicht für alles einen Plan B haben. Einen Plan B, wie es ihn in Zug und Burgdorf gebraucht hätte, gab es nicht. Auch für die momentane Corona-Situation kann es keinen Plan B geben. Für ihn gilt es nun, ausnahmsweise zu reagieren, anstatt zu agieren. Reagieren heisst in diesem Fall konkret, das ESAF zum ersten Mal seit dem 1. Weltkrieg abzusagen.

Zukunft mit dem Wissen über Corona

Beat Wenger ist diplomierter Eventmanager ESB/IST und ist Inhaber und Geschäftsführer der Marketing- & Eventagentur ZONE B GmbH in Bern. Er hat zudem langjährige Erfahrung in den Bereichen Vermarktung, Eventorganisation und Eventberatung.

Für Wenger ist klar: Je grösser die Tragweite des Anlasses ist, desto wichtiger ist es, eine Lösung mit den Versicherern zu finden. Ein faszinierendes Beispiel dazu: Das Tennisturnier in Wimbledon hatte die Weitsicht, nach dem SARS-Ausbruch im Jahr 2003 rund 1,5 Millionen Pfund (fast 2 Millionen Franken) pro Jahr in eine Pandemie-Versicherung zu investieren. Damit kann das Turnier fast die Hälfte ihrer Verluste aus der Absage der Veranstaltung wieder wettmachen.

Digitale Lösungen als Ersatz für Live-Events

Ein fixer digitaler Zwilling bzw. eine digitale Lösung, um Events sicher zu stellen kommt für Caluori nicht in Frage. Er meint zwar, dass ein neues Eventkonzept entstehen kann, glaubt aber nicht an eine virtuelle Plattform für jeden Lauf. Denn Virtuelles kann nie den richtigen Event ersetzten. Für ihn geht es vor allem darum, was in einem halben oder ganzen Jahr ist und nicht um das heute und morgen. Es sei die «Kunst» zu antizipieren, was mit dem Kundenbedürfnis passiert und stets den Plan so machen, dass er aufgeht.

Sponsoring in unsicheren Zeiten

Für Patrick Sommer ist ein wichtiger Punkt die Sponsoren bei Stange zu behalten, unter anderem, indem man nicht verbrauchte Gelder rückerstattet. Beide Seiten wünschen dafür eine Regelung, die für alle Stimmt. Denn: «Man sieht einander immer zwei Mal im Leben.».

Caluori bezeichnet die letzten Wochen als «Unverständniszeit». Oft fällt die Frage «Weshalb sagen Sie nicht ab?». Wenn Veranstalter absagen, muss er rückerstatten. Es werden also die Entscheidungen der Behörden abgewartet. Sponsoring-technisch hält man vor allem mit langfristigen Partnern zusammen. Es stellt sich die Frage: «Was machen wir?». Grundsätzlich hängt die Wichtigkeit des Sponsorings davon ab, wie hoch der Anteil ist und wie sehr man darauf angewiesen ist.

Blick in die Zukunft

Wenger wünscht sich Lockerungen und Verschwinden des Virus. Caluori ist sich sicher: Wenn es wieder andere Themen in den Medien gibt, werden die Leute wieder in die Normalität zurückkehren. Es ist ein Bedürfnis der Menschen, an Sportevents zu gehen. Es wird vermutlich schnell gehen, bis alles wieder stattfindet. Sommer meint, das nächste ESAF hängt von einer zweiten und einer dritten Welle ab. Er wünscht sich, auch wenn’s blauäugig sei, dass keine zweite Welle kommt und vor allem allen gute Gesundheit.

Ausblick

Der nächste Businessclub findet am 16.- 17. September in Zürich statt, hoffentlich live! Mit Apéro, wie es sich gehört. Das Thema des nächsten Netzwerkanlasses: Diversity im Sport. Wie managt der Sport Thema Geschlechter, Hautfarbe, Ethnische Herkunft, sexuelle Ausrichtungen. Und wie gehen Verbände und Sportorganisationen mit diesem Thema um?

 23. Juni 2020