nachgefragt bei Sabin Rickenbach
Der Lidl Sportpark Bergholz in Wil ist mit seinem breiten Angebot ein wahres Mekka für Sportfreunde. Der Betrieb der multifunktionalen Sportanlage bringt jedoch auch zahlreiche Herausforderungen mit sich – besonders im digitalen Bereich. Das zeigt ein Gespräch mit der Geschäftsführerin Sabin Rickenbach.
Aktuell befasst sich der Sportpark Bergholz mit zwei wichtigen Teilprojekten – einem Weiterentwicklungskonzept der Gesamtanlage und einem Digitalisierungsprojekt. Was war der Auslöser dafür?
Das Budget für ein Weiterentwicklungskonzept der Anlage war bereits vor meinem Amtsantritt gesprochen worden. Nach einer Einarbeitungszeit in die bestehenden Prozesse und vielen Gesprächen mit Mitarbeitenden, die mir zahlreiche Projekte zur Optimierung vorschlugen, habe ich insbesondere beim Thema Digitalisierung einen grossen Handlungsbedarf verspürt. Die Prozesse in diesem Bereich laufen teilweise ineffizient. Ideen gibt es viele, der Koordinationsbedarf ist entsprechend gross.
Für die Neuausrichtung des Zutritts- und Reservationssystems wurde darauf eine Ausschreibung vorgenommen – die wieder abgebrochen wurde. Was war da los?
Ziel der Ausschreibung war die Zusammenführung des Kassen- und Reservationssysteme in einem einzigen Tool – mit dem Anspruch die entsprechenden Schnittstellen zu reduzieren. Bei der Ausschreibung hat sich dann aber gezeigt, dass ein derartiges System für unsere Bedürfnisse auf dem Markt gar nicht existiert. Das führte zur Erkenntnis, dass wir unser an sich gutes Reservationssystem weiterentwickeln müssen und parallel dazu ein Kassensystem aufbauen – sei es bestehend oder neu – und dieses mit einer schlauen Schnittstelle verbinden. Entsprechend darf der Projekt-Abbruch nicht als Misserfolg verstanden werden sondern als wichtiger Meilenstein auf dem Weg zur richtigen Lösung.
Wurden im Rahmen des Projekts weitere wichtige Erkenntnisse gewonnen?
Ganz klar die Berücksichtigung des Faktors Mensch. Mit dem Einbezug der Geschäftsleitung und weiteren Mitarbeitenden hat sich gezeigt, dass die Gefahr einer Überforderung nicht unterschätzt werden sollte. Hätten wir dieses «Alles-Könner-Tool» effektiv gefunden und auf den kommenden Sommer eingeführt, wäre dies mit enormen Belastungsspitzen für das ganze Team verbunden gewesen und hätte im schlimmsten Fall zu einem Akzeptanzproblem geführt.
Werfen wir einen Blick auf das Energiekonzept des Sportparks Bergholz – es wird gerne als technisch durchdacht und nachhaltig optimiert bezeichnet. Worauf baut das Konzept?
Unser Gesamtkonzept ist auf eine Minimierung des Energieverbrauchs ausgerichtet. Neben der Abwärme aus der Eiserzeugung sorgt ein sogenannter Zortströmverteiler für die optimale Wärmeverteilung des Warmwassers. Unsere internen Energieflüsse sind sorgfältig vernetzt und ein Gas-Blockheizkraftwerk sowie eine thermische Solaranlage unterstreichen das Konzept der Nachhaltigkeit und definieren den Minergie-Standard. Der Selbstversorgungsanteil der Anlage mit Strom liegt dabei bei ca. 30%.
Eher ungewöhnlich: In Wil hat mit Lidl Schweiz nicht nur das Fussballstadion einen Namenssponsor sondern auch der ganze Sportpark Bergholz. Wie kam es dazu?
Nach einer mehrjährigen Namens-Partnerschaft mit dem Unternehmen IGP, die 2019 auslief, erhielt ich bei meinem Amtsantritt den Auftrag, die Suche nach einem neuen Partner zu intensivieren. Insbesondere für den FC Wil ist eine solche Partnerschaft zur Finanzierung der Infrastrukturbeiträge existenziell. Der Kontakt zu den Verantwortlichen von Lidl Schweiz bestand schon seit längerer Zeit. Ausschlaggebend für die Kooperation war schlussendlich die Tatsache, nicht nur dem Fussballstadion den Namen geben zu können, sondern dem gesamten Sportpark, der zwar ein regionales, aber sehr breites Zielpublikum anspricht. Die Kontaktmöglichkeiten – sei es im sportlichen Kontext, in der Gastronomie oder im Rahmen von Events sind äusserst vielfältig und ermöglichen Lidl die gewünschte Kundennähe.
Der Lidl Sportpark Bergholz auf einen Blick
Eigentümerin: Stadt Wil (Immobilien)
Betreiberin: Wiler Sportanlagen AG
Eröffnung: Fussballstadion & Eishalle 2013, Restaurant, Hallenbad & Wellnessbereich 2014
Zuschauerkapazitäten: Fussballstadion 6’000, Eishalle 1’400
Sportarten: Fussball, Eishockey, Eislaufen, Schwimmen, Wasserball, Aqua-Fitness, Bouldering, Skating, Football, Wellness
Investitionsvolumen der letzten Sanierung: CHF 60 Mio.
Jährliche Betriebskosten: ca. CHF 5.2 Mio.
Personalbestand 2022: ca. 38 Vollzeitstellen verteilt auf 85 Mitarbeitende
Energieverbrauch pro Jahr: ca. 1.2 MWh Strom / 2.8 MWh Wärme
Sabin Rickenbach
Sabin Rickenbach schloss ihr Bachelor-Studium an der ZHAW im Bereich Life Sciences & Facility Management ab. Nach diversen Stationen im Gesundheitswesen vollzog sie einen Branchenwechsel Richtung Sport. Seit dem 1. März 2020 ist sie Geschäftsführerin der Wiler Sportanlagen AG. Sabin Rickenbach ist verheiratet, Mutter von zwei Kindern und lebt in Wittenwil (TG).